Als Cauldron 1985 für den Amstrad CPC464 erschien, war es eines jener Spiele, die sofort durch ihre ungewöhnliche Mischung auffielen. Entwickelt wurde es von Palace Software, vertrieben später auch von Silverbird. Mit diesem Spiel begann alles für mich. Die Titelmusik es brannte sich ins Gedächtnis, genau so wie die Grafik.


Man schlüpft in die Rolle einer Hexe, die den Kürbiskönig besiegen muss – eine Handlung, die wie ein Märchen klingt und perfekt zur Halloween‑Atmosphäre passt. Doch hinter der simplen Geschichte verbirgt sich ein Spiel, das für viele Spieler seiner Zeit gleichermaßen faszinierend wie frustrierend war.

Schon der Einstieg zeigt die Besonderheit: Die Hexe fliegt auf ihrem Besen durch die Landschaft, muss Gegnern ausweichen und Zaubersprüche einsetzen. Diese Flugsequenzen erinnern stark an klassische Shoot’em-Ups, sind aber eingebettet in eine Welt voller Kürbisse, Geister und anderer Kreaturen.

Hat man die ersten Hindernisse überwunden, wechselt das Spiel in Plattformabschnitte. Dort bewegt sich die Hexe zu Fuß durch Höhlen und Wälder, springt über Abgründe und sammelt die Zutaten, die für den Zaubertrank im titelgebenden Kessel benötigt werden. Erst wenn alle Zutaten beisammen sind, kann der finale Kampf gegen den Kürbiskönig beginnen.

Die Grafik auf dem CPC464 war für damalige Verhältnisse beeindruckend. Mit den farbenreichen Mode‑0‑Darstellungen gelang es, eine dichte Atmosphäre zu erzeugen: dunkle Landschaften, leuchtende Kürbisse und die kleine Hexe, die sich durch die Welt kämpft. Auch der Sound trug seinen Teil dazu bei – einfache Melodien und Effekte, die die Stimmung verstärkten.

Für viele Spieler war es gerade diese Kombination aus visueller und akustischer Gestaltung, die Cauldron unvergesslich machte.

Allerdings war das Spiel berüchtigt für seinen hohen Schwierigkeitsgrad. Gegner tauchten oft plötzlich auf, Sprünge mussten pixelgenau ausgeführt werden, und die Flugpassagen erforderten schnelle Reflexe. Viele Spieler gaben frustriert auf, andere aber fanden genau darin die Herausforderung, die sie immer wieder zurückholte. In gewisser Weise war Cauldron ein Prüfstein für Geduld und Geschicklichkeit – wer es meistern konnte, fühlte sich zu Recht als wahrer Hexenmeister.

Der Erfolg des Spiels führte bald zu einer Fortsetzung: Cauldron II: The Pumpkin Strikes Back, in dem diesmal der Kürbiskönig die Hauptrolle übernahm. Später erschien mit Super Cauldron ein technisch weiterentwickelter Titel, der die Serie auf dem CPC noch einmal in Erinnerung rief. Doch das erste Cauldron bleibt der Ursprung, ein Spiel, das die Eigenheiten der Heimcomputer‑Ära perfekt verkörpert: experimentierfreudig, atmosphärisch und gnadenlos schwer.

So ist Cauldron heute nicht nur ein Stück Videospielgeschichte, sondern auch ein Symbol für die Kreativität jener Zeit. Wer den Amstrad CPC464 kennt, erinnert sich oft zuerst an die bunten Bildschirme dieses Spiels – und an die Hexe, die unbeirrt gegen den Kürbiskönig antritt.


